Climate Witness: Rajab Mohammed Soselo, Tanzania

Posted on noviembre, 16 2006

Rajabu Mohammed Soselo is 62 years old and lives about 200m from the current shoreline in Kunduchi, a coastal village near Tanzania’s capital Dar Es Salaam. Kunduchi is famous as a tourist destination because of the pristine sandy beaches. As a fisherman, he has witnessed climate change and its impacts.
Mein Name ist Rajabu Mohammed Soselo. Ich bin 62 Jahre alt und lebe seit 42 Jahren in Kunduchi. Ich bin verheiratet und Vater von sieben Kindern. Unser Haus steht etwa 200 Meter von der Küste in Kunduchi entfernt, einem Küstendorf etwa 18 Kilometer nördlich der tansanischen Hauptstadt Dar Es Salaam. Kunduchi ist als Touristenort seiner unberührten Sandstrände wegen berühmt.

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Früher bin ich mit meinem eigenen Kanu fischen gegangen. Jetzt aber fische ich nicht mehr. Stattdessen kaufe ich Fisch von Berufsfischern und verkaufe ihn an Kunden in Kunduchi und Dare Es Salaam. Der Gewinn aus diesem Geschäft ist sehr klein, aber es ist die Haupteinnahmequelle für meine Familie.

Als Fischer habe ich das Meer und die Küste immer sehr genau beobachtet. Und was ich am Strand in Kunduchi beobachtet habe, sorgt mich sehr. Der Strand wird kontinuierlich abgetragen. Ich denke, das liegt daran, dass die Oberwasserwellen, die an den Strand prallen, stärker geworden sind. Ich habe gesehen, wie das Meer in den letzten 50 Jahren etwa 200 Meter weit ins Land eingedrungen ist. Das Ufer ist jetzt viel näher an meinem Dorf – mit dramatischen Konsequenzen. Zum Beispiel wurden eine Moschee und fünf Wohnhäuser vom Meer über die Jahre fortgespült. Alle diese Häuser gehörten Familien, die ich sehr gut kenne. Es war für sie ein schreckliches Erlebnis. In der gleichen Weise hat das vordringende Meer einen Fischmarkt zerstört.

Ein anderes Beispiel für die zerstörende Kraft des Meeres ist die Verwüstung des jetzt nicht mehr bestehenden Hotels Africana in meinem Dorf. Als es 1967 gebaut wurde, war das Meer 200 Meter vom Grundstück des Hotels entfernt. Zu dieser Zeit wurde die Entfernung als sicher erachtet, da das Meer noch nie zuvor weiter als 100 Meter an das Hotel herangekommen war. Ich erinnere mich daran noch sehr gut, denn ich war damals Hilfsarbeiter beim Bau des Hotels. Die ersten Zeichen der Küstenerosion in der Nähe des Hotels wurden in den achtziger Jahren offensichtlich, als die Strandhütten eine nach der anderen vom Meer fortgespült wurden. Seit 1984 wurde das Hotelgelände zunehmend von stärkeren Wellen angegriffen, die dann auch das Hotel selber beschädigten, bis es schließlich 1996 einstürzte. Das originale Hotelgebäude ist nun komplett verschwunden, nur drei Hütten stehen heute noch. Es ist für mich offensichtlich, dass bestehende Strandhotels und weitere Wohnhäuser jetzt von einem erhöhten Risiko bedroht sind, das gleiche Schicksal zu erleiden.

Ich habe noch ein anderes Phänomen beobachtet, von dem ich denke, dass es damit zusammenhängt. Für den Strand bei meinem Dorf sind verschiedene Dünenformationen typisch. Ich habe beobachtet, dass etwa in den letzten zehn Jahren diese Dünen kleiner und weniger geworden sind. So ist beispielsweise eine berühmte Düne bei Mivinjeni, die etwa 100 Meter vom Kunduchi-Strandhotel entfernt lag, seit 1995 komplett verschwunden.

Ich erinnere mich, dass seit 1996 die Seegräser in der Nähe von Kunduchi zunehmend von Sand bedeckt wurden. Ich weiß das noch so genau, weil es in dem Jahr war, in dem die Population der Papageienfische plötzlich zurückging, so dass die Fischer in Kunduchi viel kleinere Fänge nach Hause brachten.

Die Verringerung der Fischfänge hat meinem Geschäft sehr geschadet. Während die Nachfrage steigt und das Angebot sinkt, steigen die Preise für Fisch. Die Menschen, denen ich normalerweise Fisch verkaufe, können sich die nun teuren Fische nicht mehr leisten, so dass diese Umstände es für mich zunehmend schwierig machen, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ich beobachte außerdem Veränderungen, die mit dem Wetter zusammenhängen. So sind die Temperaturen um Kunduchi angestiegen. Auch die Regenzeit ist kürzer geworden, wir bekommen weniger Regen. Als Konsequenz daraus haben die Flüsse, die in den Indischen Ozean münden, weniger Wasser. Das hat das Brackwasser in den Flussmündungen noch salziger gemacht. Fischarten, die normalerweise in Brackwasser gefangen wurden, kommen deshalb dort im Fang nicht mehr vor. Es hat außerdem zu einer schlechten Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide oder Hülsenfrüchten geführt, die für die Bewohner in meinem Dorf wichtig sind. Denn wir haben auch für die Bewässerung weniger Süßwasser zur Verfügung.

Alle diese Veränderungen unseres Klimas reduzieren das Angebot an Fisch und Gemüse. Unter anderem gehen deshalb die Preise in die Höhe und verstärken so die verschiedenen anderen ökonomischen und sozialen Probleme, die wir sowieso schon haben. Die Mitglieder meiner Gemeinde, meine Familie und ich sind darüber sehr besorgt. Ich hoffe, dass die Regierungen das tun, was auch immer getan werden kann, um diese klimatischen Veränderungen zu stoppen. Ich hoffe auch, dass Maßnahmen ergriffen werden, um meiner Gemeinde zu helfen, mit all diesen Veränderungen in unserer direkten Umgebung zurecht zu kommen.
Rajabu Mohammed Soselo is WWF's climate witness from Kunduchi, a coastal village near Tanzania’s capital Dar Es Salaam.
© WWF/ Godlove Mwamso
Rajabu Mohammed Soselo, WWF's climate witness from Kunduchi, Tanzania, shows where coastal erosion can be seen.
© WWF / Godlove Mwamsojo
Rajabu Mohammed Soselo, WWF climate witness, and his family, in front of their house in Kunduchi, a coastal village near Tanzania’s capital Dar Es Salaam.
© WWF / Godlove Mwansojo
Rajabu Mohammed Soselo, WWF climate witness from Kunduchi, a coastal village near Tanzania’s capital Dar Es Salaam, shows coastal erosion in his village.
© WWF / Godlove Mwamsojo